Therapeutische Einrichtung für Suchtkranke
von Sebastian Schubert, Jg. 12
Ich habe mein Sozialpraktikum in einer therapeutischen Einrichtung für ehemals Suchtkranke absolviert. Ausgewählt habe ich diese Einrichtung aus dem Grund, da man mit Behinderten, Kranken und Obdachlosen eigentlich jeden Tag konfrontiert wird, das heißt man bemerkt diese Menschen. Suchtkranke gibt es viele, doch nicht jeder erkennt sie auf den ersten Blick. Durch mein Praktikum konnte ich also einen völlig neuen Blick auf einen mir bis dato unbekannten Teil unseres Soziallebens gewinnen. Rückblickend würde ich auch sagen, dass ich einen großen Teil von meinem Praktikum mitnehme, ich habe viel über Drogenkranke und deren Probleme mit sich, mit der sozialen Gemeinschaft und mit dem Versuch, wieder in die Gesellschaft eingegliedert zu werden, gelernt. Es gab dort Personen, von denen man so niemals denken würde, dass diese drogenabhängig waren, zum Teil leider trotz einer Entgiftung, die Pflicht für die Aufnahme in die Gemeinschaft der Einrichtung war, immer noch drogenabhängig sind.
Während meines zweieinhalb wöchigen Praktikums habe ich zwar "nur" zwei Personen gesehen, die ihre Therapie abgebrochen haben, aber ich habe auch viele Personen gesehen, die von ihren Problemen und Abbruchgedanken erzählt haben. Eigentlich war jeder der Patienten einmal abhängig von Cannabis, die meisten auch von Kokain und Heroin, viele von Designerdrogen wie LSD und einige zusätzlich auch von Alkohol, was die Wirkung von Drogen immer noch verschlimmert. Die meisten Patienten sind aber positiv in ihre Therapie gegangen, allerdings konnte ich selbst in meinen knapp drei Wochen sehen, dass die Zahl der Patienten in der Einrichtung stetig stieg. So habe ich weit über 10 Neuaufnahmen miterlebt, allerdings nur vier reguläre Entlassungen.
Es gab zwar auch Frauen in der Einrichtung, aber die Mehrheit waren eindeutig die Männer, einige (Frauen und Männer) sogar schon zum zweiten oder dritten Mal in der Therapie. Bei den Entlassungen und Neuaufnahmen ist dann besonders aufgefallen, dass die Patienten fast alle lustlos und skeptisch in die Gemeinschaft kommen, aber alle vier regulär entlassenen Männer waren unglaublich traurig beim Abschied, andererseits aber auch froh, dass sie nun wieder in die "Freiheit" entlassen wurden. Über die sechs Wochen Therapie sind den meisten die anderen Patienten ans Herz gewachsen. Abschließend würde ich sagen, dass mir das Praktikum den Einblick in diese Schicht der Gesellschaft eindeutig gewährt hat, und ich bin auch der Meinung, dass die nachfolgenden Klassen solche Erfahrungen ebenfalls machen sollten. Viele meiner Mitschüler waren von den Reflektionstagen in Altenberg dann nicht mehr so begeistert, weil sie alle dreimal hintereinander Dasselbe erzählen mussten, meine Erfahrung war allerdings auch da sehr positiv und ich denke, dass irgendwas bei den anderen Gruppen falsch gelaufen sein muss oder dass die Gruppen einfach zu groß waren.
Abschließend möchte ich dann noch einmal meinen durchaus sehr positiven Eindruck von dem ganzen Compassion-Projekt anmerken.