Wenn Körper und Geist nicht mehr mitmachen
Erfahrungsbericht von Frederik Struchhold und Lukas Müller
In unserem Sozialpraktikum in verschiedenen Seniorenheimen haben wir viele neue Erfahrungen gesammelt. Durch den Einblick in die Arbeit des Sozialen Dienstes und den Umgang mit älteren Menschen entwickelten wir Verständnis für Menschen, die nicht mehr im vollen Umfang am täglichen Leben teilhaben können. Wir lernten verschiedene Formen des Älterwerdens kennen und haben nun eine Vorstellung davon, was dies für die Betroffenen bedeutet.
Ältere Menschen, die in Altenheimen wohnen, verlieren oft den Anschluss an die Gesellschaft und vereinsamen. Die eigenen Familien sind häufig aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sich um ihre Eltern/Großeltern zu kümmern. Aus diesen Gründen ist es für die Bewohner eines Seniorenheims um so wichtiger, dass sie gesellschaftliche Kontakte pflegen können. Die Seniorenheime bieten ihren Bewohnern Möglichkeiten ihren Tag angenehm und unterhaltsam zu gestalten. So kam man auch als Praktikant leicht in Kontakt mit den Bewohnern und wurde dankbar aufgenommen.
In Seniorenheimen gibt es ein Angebot von Tätigkeiten, die an die Fähigkeiten der Bewohner angepasst sind. In unserem Praktikum stand die Tätigkeit der Altenbetreuung im Vordergrund. Man baute Kontakt zu den Bewohnern auf, spielte mit ihnen Spiele, ging mit ihnen spazieren oder unterstützte sie bei alltäglichen Aktivitäten. Zudem hatten wir das Gefühl, dass sich die alten Menschen über die Bekanntschaft mit einem neuen, jungen Gesicht freuten.
Auch halfen wir viel in der Küche bei der Vorbereitung und beim Austeilen der Mahlzeiten. Bei manchen Bewohnern gaben wir Hilfestellung bei der Aufnahme der Nahrung und reichten ihnen das Essen an.
Man bekam während des Praktikums auch einen Einblick in die Organisation des Hauses. Man half beim Erstellen des Essensplanes und der Zimmerverteilung im Büro. Außerdem gehörten auch dekorative Arbeiten zu unserem Aufgabenfeld.
Insgesamt nehmen wir viele positive Eindrücke mit aus dem Praktikum. Auch wenn wir keinen Beruf in dieser Richtung ergreifen möchten, hat es sich gelohnt.
Anfangs waren wir skeptisch unser Sozialpraktikum in einem Altenheim zu absolvieren, doch mit der Zeit haben wir immer mehr Hemmungen und Vorurteile abgebaut. Wir sind der Meinung, dass ein Sozialpraktikum sicherlich sinnvoll ist.
Seniorenhaus St. Josef in Bornheim - Roisdorf
Ein Bericht von Michael Düx, Michael Souchka, Alexander Hergarten und Felix Jungstädt (Bilder)
In einem kleinen Seniorenhaus in Roisdorf, welches auf Demenzkranke (d.h. Alzheimerkranke) spezialisiert ist, werden normalerweise maximal vier Praktikanten angenommen. Glücklicherweise wurde uns ermöglicht, allein vom CoJoBo fünf Praktikanten zu entsenden. Hinzu kamen noch drei von der Europaschule Bornheim. Dies erforderte zwar einige Umstrukturierungen in dem Organisationsplan der Pflegedienstleiterin Frau Kohlhas-Teske, welche aber ohne Probleme alle Praktikanten in ihre Schichten einteilte und spezifische Aufgaben zuordnete.
Als Beispiele für die Aufgaben sind zu erwähnen:
* Ver- und Entsorgung allerlei Güter
* Reinigung von Betten und Rollstühlen
* Gedächtnistraining
* Umgang mit den Bewohnern
* Essen anreichen
* Beschäftigungstherapie
* Hilfestellung bei Arm- und Beintraining
Ver- und Entsorgung allerlei Güter
Diese Aufgaben wurden vom so genannten Hausmeisterzivi durchgeführt, der eigentlich „Mädchen für alles“ ist. Dazu gehört jeden Morgen den Müll aus allen vier Etagen einzusammeln und zur kleinen Müllpresse im Keller zu bringen, um den Mülltonnenpark möglichst klein zu halten. Hier werden die sehr voluminösen Müllsäcke (durch die Vorlagen) in einem weiteren Sack zusammengepresst, welcher dann innerhalb kürzester Zeit fünfzig Kilo und mehr wiegt. Diesen Sack dann zu den Mülltonnen zu bringen, ist jedes Mal ein Abenteuer. Aber neben dieser alltäglichen Arbeit gibt es auch Arbeiten, die sich nur wöchentlich wiederholen, zum Beispiel das Mineralwasser verteilen, wodurch man in jedes Zimmer einen kurzen Einblick bekommt. Oder das Vorlagen (d.h. Windeln) verteilen, wodurch erst deutlich wird, wie gut oder schlecht es den einzelnen Bewohnern wirklich geht, auch wenn man es ihnen sonst äußerlich nicht ansieht. Wenn man dann die Mengen sieht, merkt man auch, was die Pflegekräfte eigentlich alles zu tun haben, auch wenn man Tagsüber kaum etwas von ihnen mitbekommt. Weiter gehört auch das Verteilen von Desinfektion- und Reinigungsmitteln dazu, die in jeden Toiletten- und Waschraum gebracht werden müssen. Ähnliches gilt für die Körperpflegemitteln, welche jeder Bewohner bestellen kann und ins Zimmer geliefert bekommt.
Wenn dann mal etwas defekt ist, was bei sechzig Bewohnern schon gelegentlich mal vorgekommen ist, wird der Hausmeisterzivi angerufen und dieser kümmert sich dann um das defekte Gerät oder Mobiliar. Fast immer endete dies erfolgreich. Falls nicht, wurde dem eigentlichen Hausmeister Bescheid gesagt, welcher sich dann persönlich darum kümmerte.
Reinigung von Betten und Rollstühlen
Die Reinigung von Betten und Rollstühlen ist nicht so abstoßend, wie es vielleicht zu Anfang klingen mag. Betten auswaschen bedeutet nur, dass man das Gestell von Staub befreien und ein wenig das sonstige Inventar reinigen muss. Bei Rollstühlen gilt ähnliches, da man diese nur von Dreck und ähnlichem, was sich bei Spaziergängen so festsetzt, bereinigen muss. Unrat gehört nicht dazu, darum kümmert sich das Pflegepersonal.
Gedächtnistraining
Das Gedächtnistraining ist sehr wichtig für die Bewohner. Meistens wird dies mit Bildern von verschiedenen Tieren durchgeführt. Die Bewohner müssen sagen, welches Tier auf den Karten abgebildet ist und wo es vorkommt. Man kann auch Plastikgemüse verwenden und die Bewohner fragen, was für ein Gemüse das ist. Sie müssen dann antworten und sagen, was man damit machen kann. Man kann sie auch fragen, welcher Tag heute ist, welchen Monat und welches Jahr wir haben. Dies hilft bei dem Herauszögern der Krankheit und kann zur Verlängerung der Lebensdauer führen.
Umgang mit den Bewohnern
Da die meisten Bewohner im Seniorenhaus St. Josef Demenzkrank sind, muss man vorsichtig mit den Bewohnern umgehen. Der Umgang ist meist vom Verhalten der Bewohner abhängig. Mit einigen kann msn sehr gut reden, manche Bewohner aber reden selten. Die meisten Bewohner leben in ihrer eigenen Welt, während der Rest mitkriegt, was um sie herum passiert. Aber manche Bewohner können auch sehr anstrengend sein. Deswegen muss man sehr genau darauf achten, wie man mit jedem einzelnen Bewohner umgeht. Zudem suchen einige Bewohner teilweise körperliche Zuwendung in Form von Umarmungen, Küssen, an der Hand halten usw. Daher muss man auf das Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz achten.
Essen anreichen
Am Anfang fiel uns das Anreichen der Mahlzeiten bei den Demenzerkrankten Bewohnern sehr schwer, doch zunehmend fiel es uns leichter, den zum Teil an das Bett gebundenen Bewohnern das Essen anzureichen. Einige der Bewohner leben in ihrer "eigenen Welt". Sie können nicht für sich selbst entscheiden wann und was sie essen, aus diesem Grund sind Essenszeiten und die Menge der Nahrung genau festgelegt. Wenn die Bewohner aus verschiedenen Gründen keine feste Nahrung mehr aufnehmen können, bereitet die Küche passierte Mahlzeiten für die Bewohner zu. Unser Aufgabenbereich lag darin, den Bewohnern, die nicht mehr alleine essen können, das Essen zuzuführen und dafür zu sorgen, das sie ihre Medikamente bekamen. Den Bewohnern, die mehr oder weniger selbstständig ihre Mahlzeiten zu sich nehmen konnten, musste das Essen serviert werden.
Nachdem alle Bewohner ihre Mahlzeiten zu sich genommen hatten, lag unser Aufgabenbereich darin, das nun schmutzige Geschirr abzuräumen. Wir mussten darauf achten, dass auch wirklich alle Bewohner ihre Medikamente genommen hatten und dass sie nicht mit in den Abfall gerieten. Nachdem dies geschah, sorgten wir dafür, dass alle Bewohner zurück auf ihre Zimmer gebracht wurden oder in den Wintergarten zur Beschäftigungstherapie, bei der sie Spiele spielten oder bastelten.
eschäftigungstherapie
Zwischen den Mahlzeiten lag unser Aufgabenbereich darin, die Bewohner im Wintergarten zu beschäftigen. Wir spielten verschiedene Gesellschaftsspiele oder machten ihnen mit banalen dingen wie zum Beispiel Servietten falten eine große Freude, die sie uns mit Lächeln oder anderen Gesten signalisierten. An den letzten tagen gab uns Frau Heuser die Aufgabe, Karnevalsorden für die bevorstehende Session aus Keramikplast zu formen und nach dem trocknen zu bemalen. Eine andere Tätigkeit war das Erstellen von Fensterbildern (Window-color) passend zum Thema „Karneval“. Zwei mal in der Woche kam die ehrenamtliche Helferin Frau Brauner, die mit den Bewohnern verschiedenste Beschäftigungstherapien durchführte, unter anderem Übung der feinmotorischen Fähigkeiten oder gemeinsames Singen von Liedern aus der Kindheit der Bewohner. Dabei lag unsere Aufgabe darin Frau Brauner in ihren Tätigkeiten zu unterstützen, wir schanken den Bewohnern Getränke nach oder führten Gespräche mit ihnen.
Hilfestellung bei Arm- und Beintraining
Damit ihre Arme und Beine nicht verkümmern, absolvieren die Senioren die im Rollstuhl sitzen ein Arm- und Beintraining. Damit die Bewohner die richtige Position am Arm- und Beintrainer einnehmen , ist es nötig ihnen Hilfestellung zu geben. Das Gerät funktioniert ähnlich wie ein gewöhnliches Trainigsfahrrad in einem Fitnesscenter, man tritt in die Pedale und trifft dabei auf Widerstand, allerdings sitzt mein bei diesem Gerät nicht im Sattel sondern im Rollstuhl. Bei den Bewohnern die an den Rollstuhl gebunden sind und ein Beintraining absolvieren müssen, muss man zuerst die Fußstützen der Rollstühle abmontieren, um den Bewohnern die nötige Beinfreiheit zu garantieren und den Bewohner am Beintrainer befestigen (Füße an den Pedalen des Beintrainers befestigen und die Rollstuhl Bremsen auslösen). Nun muss das Trainings Gerät nur noch programmiert werden, dabei werden Schwierigkeit und Dauer des Trainings eingestellt. Beim Armtraining werden die Bewohner mit ihren Rollstühlen an das Trainings Gerät geschoben und beginnen nach der Programmierung des Gerätes mit dem Training. Das Armtraining funktioniert ähnlich wie das Beintraining, nur das hierbei die Pedale nicht mit den Füßen sondern mit den Händen betätigt werden.