Martin Luther: Unser Nächster
Mit unserem Nächsten müssen wir in allen Nöten und Gefahren so handeln: brennet sein Haus, so heißt mich die Liebe hinzulaufen und löschen zu helfen. Ist sonst Volk genug da, das löschen kann, kann ich heimgehen oder dableiben. Fällt er ins Wasser oder in eine Grube, so darf ich nicht weg, sondern muss hinzulaufen, so schnell ich kann und ihm helfen. Sind andre da, die es tun, so bin ich frei.
Sehe ich, dass er hungert oder dürstet, so muss ich ihn nicht (im Hunger und Elend) lassen, sondern (muss ihn) speisen und tränken und nicht auf die Gefahr sehen, ob ich dadurch ärmer oder geringer werde. Denn wer dem andern nicht eher helfen und beistehen will, er möge es denn ohne Gefahr und Schaden seines Guts oder Leibs tun, der wird seinem Nächsten nimmer helfen: Denn es wird allezeit so aussehen, als sei es ihm selbst ein Verlust, Gefahr, Schaden oder Versäumnis.